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Die Handführung beim Skullen

Das Problem

Durchzug: Rechte Hand näher am Bauch und eng unter der linken.

Freilauf: Rechte Hand näher am Bauch und eng unter der linken.


Beim Durchziehen und Vorführen kreuzen sich die Hände. Damit in Mannschaftsbooten optimal zusammen gerudert werden kann, muss die Handführung einheitlich sein.

Die möglichen Lösungen:
Es gibt nun vier Lösungsmöglichkeiten für das Kreuzen der Hände.

  1. Die rechte Hand ist näher am Bauch und unter der linken.
  2. Die rechte Hand ist näher am Bauch und über der linken.
  3. Die linke Hand ist näher am Bauch und unter der rechten.
  4. Die linke Hand ist näher am Bauch und über der rechten.

Die Absprache

1982 schrieb Volker Nolte in der Rudersport: „Da es außer dem Ziel, miteinander rudern zu können, kein sachliches Argument für die eine oder andere Ausführung gibt, sollten sich die gegensätzlichen Standpunkte endlich in der schon seit Jahren geltenden Absprache im Bereich des DRV treffen. Die Skullführung soll im DRV einheitlich links über rechts und rechts vor links sein.“

Die Vorgabe des DRV

1991 legte der Sportdirektor Peter-Michael Kolbe in einem Rundschreiben fest: „Um eine einheitliche und kaderübergreifende Zusammenarbeit im Skull-Bereich des DRV zu gewährleisten, wurde die Handführung auf LINKS über RECHTS und RECHTS vor LINKS zum Körper festgelegt. Bei der Kinder- und Jugendausbildung muss von Beginn an auf diese Festlegung geachtet werden. Für alle im DRV tätigen Trainerinnen und Trainer ist diese Festlegung verbindlich. Für alle Ruderinnen und Ruderer, die sich für internationale Wettkämpfe bewerben wollen, erfolgt eine Nominierung nur bei entsprechender Handführung.“

Die Konsequenz

Wird bei der Anfängerausbildung nicht auf die Handführung geachtet, entscheidet sich jeder Anfänger intuitiv für eine der vier Möglichkeiten. Will er jetzt aber mit anderen zusammen rudern, gibt es schnell Probleme. Deswegen ist es äußerst wichtig, vom ersten Moment an die Handführung zu kontrollieren. Wird konsequent darauf geachtet, ist sie nach wenigen Einheiten sicher gelernt.

Die Sprechweise im RVSH

„Rechte Hand näher am Bauch und eng unter der linken“

Die Sprache des DRV „Links über Rechts und Rechts vor Links“ hat sich bei Videoanalysen nicht bewährt. Sie hat immer wieder zu Missverständnissen geführt. Wir haben aus diesem Grund im Ruderverband Schleswig-Holstein die Redeweise „Rechte Hand näher am Bauch und eng unter der linken“ eingeführt. Sie wird von unseren jugendlichen Ruderinnen und Ruderern besser verstanden und ist auch beim Vorführen der Hände eindeutig.

Handführung beim Skullen

Im Durchzug sollen die Handgelenke gerade sein. Bereits 1897 weist Victor Silberer in seinem „Handbuch des Rudersports“ auf dieses Merkmal hin. Ein einfacher Selbstversuch erklärt, wieso dieses Merkmal gestern wie heute so eindeutig gesehen wird: Tragen Sie einmal eine schwere Tasche in der rechten Hand und knicken nun das Handgelenk ab. Es schmerzt, ist anstrengend und ungesund. Sie merken sofort, das kann nie und nimmer richtig sein. Insofern ist es eigentlich erstaunlich, dass dieser Fehler überhaupt auftritt.

Der Handgelenkknick entwickelt sich beim Anfängerrudern. Setzt man sich ins Boot, so sind die Blätter flach und die Handgelenke „natürlich“ gerade. Dreht man nun das erste Mal die Blätter senkrecht, werden die Handgelenke überdreht und der Handgelenkknick ist da. Es ist deswegen wichtig, an dieser Stelle die Handhaltung zu korrigieren:

Wenn die Blätter senkrecht sind, müssen die Handgelenke gerade sein.

Handgelenke gerade

Werden nun die Blätter wieder flach gedreht, darf man nicht mit den Fingern am Skull rumrutschen. Sonst hat man in der Auslage wieder das gleiche Problem. Dadurch entsteht allerdings eine unangenehme Beugung des Handgelenks im Vorrollen. Diese kann deutlich verringert werden, indem man beim Vorführen die Handballen löst. Im letzten Leitfaden kann man dies an der Abbildung des Vorführens sehr gut sehen. Die Handgelenke sind dort auch beim Vorführen vorbildlich gerade.

Eine zweite Ursache kann eine falsche Griffhaltung sein. Der Skull soll nur in den Fingern gehalten werden. Das ist bereits bei Walter Bradford Woodgate im Jahr 1876 in „Rudern und Scullen“ nachzulesen. Umfasst man den Skull zu sehr mit der ganzen Hand, entsteht automatisch ein Handgelenkknick.

Handhaltung

Die ersten Informationen, die ein Anfänger zu Handhaltung erhalt, lauten:

Fasse die Skulls am Ende an!
Drücke mit den Daumen gegen die Griffenden!

Beide Technikmerkmale sind wichtig für einen effektiven und sicheren Ruderschlag. Wird der Skull nicht am Ende angefasst, verkürzen wir den Innenhebel. Damit müssen wir bei gleicher Bootsgeschwindigkeit mit mehr Kraft am Innenhebel ziehen, als wenn wir ganz am Griffende anfassen. Die Ursache für den Fehler muss allerdings nicht unbedingt allein beim Ruderer liegen. Eine falsche Bootseinstellung ist auch möglich, nämlich falls sich die Griffe zu stark überlappen, wenn die Skulls sich senkrecht zur Bootslängsachse befinden. Ist dieser Übergriff zu groß, ist es sehr schwierig, die Skulls am Ende anzufassen.

Skulls am Ende anfassen, Daumen an den Außenseiten

Hände in der Vorlage und im Endzug auf gleicher Höhe


Die Daumen sollen gegen das Griffende drücken, damit der Klemmring des Skulls gegen die Dolle gedrückt wird. Nichts ist unangenehmer, als dass der Skull im Endzug zum Körper hin gezogen wird. Dieser Fehler tritt beim Anfänger gerne auf, falls die Daumen nicht gegen das Griffende drücken.

Damit kann er, insbesondere im Skiff, die Kontrolle über sein Boot verlieren und letztlich sogar kentern.

Höhe der Hände

Ein letztes Merkmal bei der Handführung, auf das wir im Ruderverband Schleswig-Holstein achten, lautet:

Hände in der vorderen und hinteren Umkehr auf gleicher Höhe führen!

Mit den Händen stellen wir das Boot. Befinden sich die Blätter auf dem Wasser, liegt das Boot nur gerade, wenn die Hände sich auf gleicher Höhe befinden. Die erste Übung in der Anfängerausbildung besteht deswegen auch darin, die Hände abwechselnd zu heben und senken, damit der Anfänger eben diese Erfahrung verinnerlicht.

Zum Abschluss wiederholen wir noch einmal alle Merkmale der Handführung:

  • Im Durchzug und beim Vorrollen: rechte Hand näher am Bauch und eng unter der linken Hand!
  • Handgelenke im Durchzug gerade!
  • Skulls am Ende angefasst, Daumen an beide Außenseiten!
  • Hande in der Vorlage und im Endzug auf gleicher Höhe führen!

Reinhart Grahn

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Auf der Suche nach einem Leitfaden zur Kinderausbildung im Rudern bin ich auf ihr Script gestossen. Vor allem die selbsterklärenden Bilder zeigen wesentlich mehr als die uralten Konturzeichnungen von Papa Nolte. Nach Walter Schröder habe ich noch nichts vernünftiges gefunden. Warum?
    Kann ich Ihr Script erwerben?

    Claus Baierwaldes
    Ruderverein Nürnberg e.V.

    Antworten

  2. Hallo Claus Baierwaldes,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. Unsere Checklisten können Sie gern herunterladen und in Ihren Ruderverein verwenden.

    Andreas von rudertechnik.de

    Antworten

  3. Guten Tag,
    hier ist Sergej aus Berlin. Ich habe zwei Fragen:
    1. Beim Durchzug rechts vor links ist ja das Backbord-Skull kurzzeitig vor dem Steuerbord-Skull.
    Kann es hierbei nicht auch zu einem Verzug in Richtung Steuerbord kommen??
    Wie erfolgt der Ausgleich?? Überzug auf der Steuerbordseite im Endzug??
    2. Wo liegt die optimal Stemmbretteinstellung?? Dort wenn der Abstand der Blades bzw. der Blätter vorne und hinten gleich weit weg vom Bootsrumpf ist?? (circa 90 Grad Winkel).
    Ansonsten meine Erfahrung: Stemmbrett Richtung Bug: Endzugbetonung.
    Stemmbrett Richtung Heck: weite Auslage möglich. … m.E. ist das besser, um den maximalen Druck aufbauen zu können, bis das Skull die 90-Grad Position zum Boot erreicht. Bekanntlich ist dort die max. Durchzugsgeschwindigkeit erreicht.
    Vielen Dank für Antworten und Kommentare.
    Gruß
    Sergej Valojitch, Berlin

    Antworten

    • Lieber Sergej,

      zu 1) Die Skulltechnik ist nicht so symmetrisch wie immer behauptet wird. Gerade in der Handführung wird es bei der aufgeworfenen Frage sehr individuell.
      Ich antworte deswegen auch mal individuell, wie ich es gelöst habe: Ich habe mit gestreckten Armen gerudert und das leichte hintereinander durch einen leichten Querstand in der Schulter gelöst, den ich während des Zuges eingenommen habe und im Endzug wieder aufgelöst habe. Ich habe dass aber nie wissenschaftlich vermessen.

      zu 2) Die richtige Stemmbrettstellung ergibt sich beim Skullen durch die Hände im Endzug, die am Ende in Richtung Schultergelenk ziehen sollen. Hier beeinflussen Variablen wie Rücklage und Position Dollen.

      Liebe Grüße
      Reinhart

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